WIR sind Giersleben!

3. Februar 2011
Jana Körte sendet einen offenen Brief per E-Mail an die Medien, in dem es um Inhalte der Gemeinderatssitzung geht, die in der Berichterstattung keine Erwähnung fanden. Auch einige Worte an die Gebrüder Rietsch sind enthalten.

Sehr geehrte Medienkollegen,

ich finde es schon sehr erstaunlich, dass über einige inhaltlich sehr wichtige Punkte, die am Montag bei der Giersleber Gemeinderatssitzung zur Sprache kamen, kein einziges Wort zu lesen ist. Herr Globig hat gleich zwei Mal zu Protokoll gegeben, dass Beschlussvorlagen, über die die Gemeinderäte zu entscheiden haben, ausgetauscht wurden. Lediglich das Deckblatt mit seiner Unterschrift war noch so, wie er es nach Giersleben gegeben hat. Der Gemeinderat hat also etwas beschlossen, dass Herr Globig nicht zu sehen bekam. Was wird hier verheimlicht? Als Bürgerin und als Diplom-Journalistin denke ich, dass dies für Giersleber Bürger - und auch für andere - wichtig ist zu wissen, und daher nach journalistischen Kriterien berichtenswert. Zumal es um ein millionenschweres Investitionsprojekt geht, um den Windmühlenpark. Hinterfragt wurde auch nicht, warum  der Windmühlenpark nach kurzer Abhandlung im öffentlichen Teil noch einmal im nichtöffentlichen Teil besprochen werden sollte, an dem auch die Vertreter der Verbandsgemeinde nicht teilnehmen dürfen. Wie Feuerwehr, Schule und Kita ist auch der Windpark Verwaltungsangelegenheit der Verbandsgemeinde. Warum also diese Vorgehensweise? Mich hätte das interessiert.

Und das nach langem und lautem Drumherumgerede leise aber deutlich gegebene Geständnis, dass Giersleben derzeit gar keine gültige Straßenausbausatzung hat, findet sich auch nicht in der Zeitung wieder. Dabei wurde Peter Rietsch im Vorfeld mehrfach von Zeitungen zitiert, dass doch eben diese in Giersleben so tolle Satzung ein Grund sei, nicht nach Aschersleben zu wechseln. Und dabei ist sie gar nicht gültig.  Also auch nicht rechtssicher, wo er doch immer betont, solch großen Wert auf Rechtssicherheit zu legen - und dies der Gemeinde durch hohe Anwaltskosten auch auch finanziell deutlich macht. Und obwohl ein Mitarbeiter der Verwaltung bei der vorangegangenen Gemeinderatssitzung im November 2010 ausdrücklich darauf hinwies, dass die Straßenausbausatzung bis 31.12.2010 vorhanden sein muss, damit Beiträge aus dem Jahr 2006 nicht verjähren, wurde der Gemeinderat nicht aktiv. Die möglichen Beitragsforderungen aus 2006 sind nun verjährt! Warum wurde hier nicht gehandelt? Wir groß ist der finanzielle Schaden, den die Gemeinde dadurch hat? Wer genau hat dadurch profitiert? Wohl vor allem Bürger mit vielen Grundstücken!

Auch die Absicht, einen Teil des jetzigen Spielplatzes zu einem LKW-Parkplatz umzubauen, ging unter in einem rhetorisch geschickten Gerede über das Engagement des Gemeinderats, der zum Jahresende eine Schaukel gekauft hat. Warum wird nicht der vorhandene Stellplatz am Bahnhof genommen, der früher bereits genutzt wurde und der von der Verbandsgemeinde ausdrücklich empfohlen wurde? Ein Schelm, der denkt, es könnte etwas damit zu tun haben, dass Peter Rietsch dort wohnt.

Als Giersleber Bürger haben wir kaum eine Chance, eine klare Aussage von unseren Bürgermeistern zu bekommen. Wie Sie und viele Bürger bei der jüngsten Gemeinderatssitzung miterleben konnten, wird immer mit der großen rhetorischen Keule ausgeholt: "Wir sind hier nicht bei Wünsch dir was!" oder  "Das kostet schnell mal 50.000 Euro!" und so weiter und so weiter. Sachlich korrekte Antworten müssen wir suchen. Es ist Ihre gesetzlich verankerte Aufgabe, die Bürger dabei zu unterstützen!

Sehr geehrte Brüder Rietsch,
ich möchte auch einige Worte direkt an Sie wenden. Niemand bestreitet ernsthaft, dass Sie vieles für Giersleben bewegt haben. Doch die Art und Weise, wie Sie dies tun, missfällt sehr vielen Gierslebern. Sie entscheiden viele Dinge, die Ihre eigenen Bürger nicht verstehen. Und das nicht, weil sie zu doof sind, wie sie sich häufig anhören müssen, sondern weil Sie sie nicht erklären - und daran scheinbar auch kein großes Interesse haben. Das Vertrauen in Ihre Lösungen schwindet, nicht nur in Giersleben, auch in den umliegenden Gemeinden und Städten. Und Misstrauen ist keine gute Basis für eine Dorfgemeinschaft! Wir wollen uns nicht schämen zu sagen, dass wir aus Giersleben kommen. Wir wollen nicht auf Rietschleben reduziert werden! Lieber ein stolzer Ortsteil, als eine geduckt gehende, auch nur noch halb-eigenständige Gemeinde.

Jana Körte, Diplom-Journalistin

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